Norditalien im Frühling – davon hatte ich schon lange geträumt. Anfang April 2022 war es endlich soweit und ich habe mit meiner Mutter und meinen Kindern eine wunderschöne Woche am Comer See verbracht. Die Reisezeit war perfekt: wir haben das sonnige und milde Wetter genossen und es gab – dank Vorsaison – noch keine touristischen Trubel.
In diesem Beitrag stelle ich dir drei Urlaubsaktivitäten vor, die man am Comer See mit Kindern wunderbar unternehmen kann. Außerdem zeige ich dir unsere Urlaubsunterkunft, die wir 100%ig weiterempfehlen können sowie erzähle ein bisschen was von unsere Erfahrungen zum Thema Mobilität am Comer See.
Inhaltsverzeichnis
- Giardino del Merlo – ein kinderfreundliche Wanderung
- Mit dem Zug nach Bellano und Varenna
- Der botanische Garten der Villa Carlotta
- Unterkunft in Domaso
- Mobilität
Giardino del Merlo – ein kinderfreundliche Wanderung
Am ersten Urlaubstag wollten wir zunächst einen Ausflug in der Nähe unserer Urlaubsunterkunft machen. Über Google Maps bin ich auf den “Giardino del Merlo” und die “Chiesa Santa Eufemia” gestoßen – laut Internetrecherche ein etwas verwilderter botanischer Garten und eine kleine Kirche mit Panoramablick in Musso. Ein Busverbindung von Domaso gibt es auch, so dass dies als Ausflugsziel schnell feststand.
In Musso angekommen, mussten wir ein Stück an der Hauptstraße entlang gehen, bis wir schließlich den Eingang zum Wanderweg fanden: eine steile, etwas zugewucherte Treppe. Ehrlich gesagt, sind nur andere Wanderer weiter oben für uns das Indiz, dass dort ein Wanderweg beginnt.
Der Aufstieg führt durch eine verwinkelte Altstadt. Immer wieder bleiben unsere Blicke an dem fantastischen Seepanorama hängen. Oben angekommen gibt es zwei Möglichkeiten, weiter zu laufen. Die erste ist ein langer Wanderweg, gekennzeichnet durch eine rotweiße Markierung, der weit oberhalb des Sees durch die Berge führt. Wir folgen zunächst dieser Markierung, merken dann aber schnell, dass sie uns von unserem eigentlichen Ziel entfernt. Ohne Kinder hätten wir bestimmt diese große Route genommen. Aber so kehren wir um und finden den Zugang zum Weg, der zu der kleinen Kirche führt. Wenn man aus der Altstadt rauskommt, muss man sofort rechts gehen. Ein Infotafel und ein kleines verwittertes Holzschild weisen den Weg.
Der Weg geht durch einen Wald steil nach oben. Schon hier könnte man abbiegen, um in den “Giardino del Merlo” zu gelangen, wir entscheiden uns jedoch für den direkten Weg nach oben zur Kirche. Oben angekommen, sind wir begeistert von dem schönen Ort. Eine Wiese mit ein paar Bänken lädt dazu ein, sich auszuruhen und den wunderschönen Blick zu genießen. Wir machen ein paar Fotos, genießen unsere Vesperbrote und überlegen, welchen Weg wir nach unten nehmen.
Durch die Gartenanlage führen unzählige Wege, die sich, immer wieder kreuzend, zurück zum Seeufer schlängeln. Wir nehmen den Einstieg direkt an der Kirche und gelangen auf einen Serpentinenweg. Große Steine dienen als Geländer, so dass auch Kinder sich dort gut und sicher bewegen können. Der lichte Wald gibt den Blick auf den schneebedeckten Monte de Legnone frei. Immer wieder kommen wir an Weggablungen, an denen man intuitiv entscheiden kann, welchen Weg man weitergehen möchte. Das Ganze ist wie ein großes Labyrinth. Die Kinder können entscheiden, welchen Weg sie abenteuerlicher finden und gerne weiter erkunden möchten.
Wir nehmen einen relativ schnellen Weg nach unten und kommen wieder auf den Spazierweg, der am Tunnel zwischen Dongo und Musso entlang führt. Von Dongo aus nehmen wir den Bus zurück nach Domaso, wo wir den Rest des Tages am Seeufer verbringen.
Im “Giardino del Merlo” kann man sich auf jeden Fall noch länger aufhalten, als wir das gemacht haben. Botanischen Garten kann man das Gelände wirklich nicht mehr nennen, da es sehr verwildert und naturbelassen ist. Aber gerade das macht den Besuch dort zu einem aufregenden Erlebnis. Für Kinder ist es ein riesiger Spaß zu entdecken, was einen hinter der nächsten Weggabelung erwartet. Laut Rezensionen im Internet gibt es dort auch Tunnel und Brücken, diese haben wir bei unserem relativ kurzen Besuch leider nicht gefunden. Schaut doch mal, was ihr bei eurem Abenteuerausflug dorthin entdeckt und berichtet mir gerne.
Mit dem Zug nach Bellano und Varenna
Die nächste Ausflugsziele, die wir ausgesucht haben, befinden sich auf der Ostseite des Comer Sees.
Wir starten in Colico. Nach einer viertel Stunde Bahnfahrt sind wir bei unserem ersten Ziel angekommen: das kleine Örtchen Bellano, laut Reiseführer ein touristisch wenig erschlossener Ort. Wir wollen hier die Schlucht von Bellano anschauen. Der Wildbach Pioverna hat über Jahrtausende eine tiefe Schlucht in den Felsen gegraben. Über einem, fast frei schwebenden, Fußweg geht man in schwindelerregender Höhe über dem tosenden Wasser entlang. An einem Wasserfall führt eine Steinbrücke vorbei – wie so oft am Comer See ein, fast schon kitschig, schönes Fotomotiv.
Für die Schlucht bezahlt man Eintritt, der Spaß ist allerdings schnell vorbei, da der Weg nicht lang ist. Für uns hat sich der Ausflug dorthin gelohnt, weil es sowieso auf dem Weg lag. Extra dorthin fahren würde ich wahrscheinlich nicht.
Wir drehen noch eine kleine Runde durch die engen Gassen von Bellano und schlendern an der idyllischen Uferpromenade zurück zum Bahnhof.
Von dort fahren wir nur eine Station weiter und kommen in einen der schönsten Orte am Comer See: Varenna.
Vom Bahnhof ist man schnell am Seeufer und über einen kleinen Steg („Passeggiata degli Innamorati“) kommt man ins Zentrum des Örtchens. Und wieder man kann man nur sagen: so so wunderschön!!! Kleinen bunten Häuschen, die sich an eine Bucht mit Kiesstrand schmiegen, am Wasser sitzen Menschen und lassen sich ihr Eis schmecken. Ein Bild wie auf einer Postkarte. Man fühlt sich wie in der Kulisse eines romantischen Hollywoodfilms.
In der Hauptsaison will ich ehrlich gesagt, nicht hier her kommen. Schon Anfang April waren die Bars am Ufer bis auf den letzten Platz besetzt und am „Passeggiata degli Innamorati“ gab es immer wieder Stau, wenn jemand fürs Fotografieren stehen blieb.
Eigentlich wollten wir in Varenna noch die Villa Monastero und deren botanischen Garten besuchen. Dieses liegt in fußläufiger Entfernung vom Ortszentrum. Aber da es an dem Tag zweien von uns nicht gut ging, haben wir auf den Besuch verzichtet und sind mit dem Zug wieder zurück nach Colico gefahren.
Der botanische Garten der Villa Carlotta
Aber einen der botanischen Gärten am Comer See wollte ich unbedingt besuchen. Einer der nächsten an Domaso und wohl auch einer der berühmtesten, ist die Villa Carlotta in Tremezzo.
Rund zweieinhalb Stunden sind wir dann durch den Park der Villa Carlotta geschlendert. Dort gibt es einen Bambuswald, Stein- und Kakteengarten, Palmen, Rhododendronbüsche und vieles mehr. Als wir dort waren haben die Kamelien geblüht und ein prächtiges Farbspektakel abgegeben. Der Garten ist eine Oase der Entspannung und profitiert natürlich von seiner Lage. Immer wieder erscheint der See bei Blick durch die Pflanzen und bietet einen großartigen Hintergrund.
Ich liebe es, durch botanische Gärten zu schlendern. Und auch mit Kindern finde ich es immer sehr gute Ausflugsziele. Auch schon kleine Kinder erfreuen sich an schönen Blumen, sie können rennen, lernen etwas über Blumen und Pflanzen.
In der Villa Carlotta selbst sind Skulpturen, Ölgemälde und Möbel im Empirestil ausgestellt, da sind wir edoch nur aus Pflichtbewusstsein einmal schnell durchgehuscht. Für kunstinteressiertere Menschen als uns ist das bestimmt auch eine spannende Ausstellung.
Unterkunft in Domaso
Wenn wir keinen Ausflug gemacht haben, haben wir unsere Urlaubstage am Strand von Domaso verbracht. Domaso liegt im Norden des Comer Sees und ist ein kleines Örtchen mit allem, was man für das tägliche Leben braucht. Sogar eine freie Auto-Werkstatt haben wir gefunden, die die kaputte Radaufhängung unseres Busses schnell und unkompliziert repariert hat.
Der nördlichen Teil von Domaso ist komplett von einem steinigen Strand eingefasst, oberhalb dessen ein Spazierweg entlang führt. Wir waren meistens an der breiten Flussbettmündung. Dort liegen riesige Steine, auf denen man herumspringen kann – ein Paradies für Kinder. Direkt dort befindet sich auch Beachhostel Domaso, auf dessen Terrasse man wunderschön mit Blick auf See sitzt und seinen Cappuccino, den Aperol Spritz oder etwas Leckeres zu Essen genießen kann. In solchen Momenten will man nirgendwo anders sein!
Unsere Ferienwohnung Agriturismo Badalone lag etwas oberhalb des Zentrum, nur 10 Minuten zu Fuß vom Strand entfernt. Ich kann die Wohnung absolut weiterempfehlen. Alles war neu und sauber, schön eingerichtet, mit einem schönen Garten (mit Schaukel) und der Blick auf den See und den Monte Legnone war einfach nur ein Traum. Die Gastgeber waren sehr herzlich und wir durften uns über selbstgemachte Marmelade, Säfte und Honig sowie frische Eier freuen. Für die Kinder lag auf den Betten bei der Ankunft je ein kleines gehäkeltes Tierchen als Willkommensgeschenk.
Wir waren in der Wohnung mit Gartenblick, die den direkten Zugang zum Garten hat.
Mobilität
Als wir 2019 nach Korsika gereist sind, habe wir eine Übernachtung am Comer See eingelegt. Ich erinnere mich, dass wir etwas genervt aufgrund des vielen Verkehrs waren. Auto an Auto, dazwischen noch unzählige Rennradfahrer und einige LKWs – und alle schieben sich kolonnenartig und im Schritttempo durch die engen Straßen.
Für unserem jetzigen Aufenthalt klar, dass wir möglichst wenig das eigene Auto benutzen wollten. Also haben wir fast alle Verkehrsmittel getestet, die möglich waren.
Busfahren von Domaso nach Musso: Das war ganz komfortabel. Auch wenn der Bus etwas zu spät kam und in Musso nicht dort hielt, wo ich die Bushaltestelle vermutet habe, kamen wir entspannt an unser Ziel und wieder zurück. Allerdings war es relativ teuer. Für eine Fahrt von ca. 9 km haben wir für zwei Erwachsene und zwei Kinder 8 Euro bezahlt (einfache Fahrt). Aber mit dem Bus kann man das westliche Ufer des Sees gut bereisen und kommt bequem in alle Städte.
An der kompletten Ostküste des Comer Sees führen Bahngleise entlang. In jedem etwas größeren Ort gibt es einen Bahnhof, so dass man diese Seite des Sees gut mit dem Zug erkunden kann. Wir sind von Colico nach Varenna gefahren mit einem Zwischenstopp in Bellano. Der Zug war dann auch günstiger als die Busfahrt. Auch hier gab es etwas Verspätung, aber das ist im Urlaub ja zum Glück nicht allzu tragisch.
Unterhalb des Bahnhofes in Colico gibt es einen großen Parkplatz, auf dem man in der Vorsaison unter der Woche sogar kostenfrei parken kann. Ansonsten kostet das Parkticket für den ganzen Tag 8 Euro.
Eine Fahrt haben wir dann auch mit dem eigenen Auto gemacht (zur Villa Carlotta). Da es Vorsaison war und wir außerhalb des Berufsverkehrs unterwegs waren, sind wir auch zügig durchgekommen. So waren wir pünktlich zur Öffnungszeit um zehn Uhr an der Villa und bekamen einen der wenigen kostenfreien Parkplätze direkt an der Villa zu bekommen.
Generell gibt es wenig Parkmöglichkeiten. Somit würde ich in der Hauptsaison immer die öffentlichen Verkehrsmittel bevorzugen. Die stehen zwar auch im Stau, aber zumindest muss man sich nicht um die Parkplatzsuche kümmern.
Ein letztes Verkehrsmittel, das wir genutzt haben, war das Schiff. Über den ganzen See gibt es Schiffsverbindungen. Somit kann man die bekannten Touristenorte auch bequem mit dem Schiff erreichen. Wir haben wir eine kurze Fahrt gemacht: von Domaso nach Colico. Aber dafür mit dem Schnellboot, das quasi übers Wasser fliegt. Ein tolles Erlebnis.
Aber auch die Schiffstour war relativ teuer. Inklusive des Schnellbootaufschlags haben wir für Hin- und Rückfahrt zusammen 40 Euro bezahlt.
Bekommst du nun auch Lust, den Comer See zu bereisen? Oder warst du schon mal da und hast weitere Ausflugtipps? Ich freue mich über dein Kommentar!
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